Gut Ding braucht Weile. Diese Volksweisheit erfasste wohl frei- und auch unfreiwillig bislang Wolfsberg. Immer wenn es galt zuvor den Sack zuzumachen im Hinblick auf den mehrfach aufgelegten Aufstieg in die 1. Bundesliga, blieben die Lavantaler auf der Strecke. Doch diesmal war ihre Mission in der Fürstenfelder Stadthalle erfolgreich, unterstützt mit zwei Punkten Vorsprung im Rucksack.
Und einer praktizierten Souveränität, die dazu führte, dass die Teams Austria Graz und Sauwald im Prinzip sang- und klanglos mit 1,5:4,5 und 0,5:5,5 den Kürzeren zogen. Vielleicht war dies etwas relativiert im Fall von Austria Graz, aber deutlich weniger beim oberösterreichischen Konkurrenten.
Den Ablauf begünstigte auch das grandiose Maria Saal, das am vorletzten Spieltag Wolfsbergs Hauptrivalen Grieskirchen/Schallerbach mit 3,5:2,5 erschüttern konnte. Damit faktisch den realistischen Titeltraum der Oberösterreicher platzen ließen, ehe diese zu ihrem ultimativen Spiel der Saison gegen den Topfavoriten Wolfsberg am Finaltag antreten mussten. Dass vom neuen Meister auch dieser Hit mit 3,5:2,5 an Land gezogen wurde, verdanken die Lavantaler ihrer kompakten Mannschaftsleistung. Selbst der Tausch von Kapitän Gerald Waldmann mit FM Egon Reichmann fiel nicht mehr ins Gewicht, zumal auch Waldmann sein Remis souverän dingfest machen konnte. Aber ohne Druck spielt’s sich leichter, wie man weiß, davor war auch der überragende Ranglisten-Primus Magnus Carlsen beim Fide-Kandidatenturnier in London am Finaltag nicht gefeit. Analog sein großer russischer Rivale Vladimir Kramnik, der sich als super-fairer Verlierer und großer „Sportsman“ danach outete.
Aber zurück zum Schauplatz Fürstenfeld: Dass am Ende Wolfsberg mit sechs Punkten Vorsprung die Meisterschaft gewinnen konnte, entspricht nicht dem hohen Niveau der Konkurrenz. Denn sowohl aus der steirischen Ecke mit Gleisdorf und bis zuletzt aus der oberösterreichischen durch Top-Rivale Grieskirchen/Schallerbach wurden ernsthafte, ja erbitterte Titel- und Aufstiegsambitionen in die 1. Bundesliga angemeldet. Beide auf absoluter Augenhöhe mit nun Kärntens viertem Top-Bundesligisten, der in Bestbesetzung mit Ex-Europameister Zdenko Kozul, Hrvoje Stevic, Zoran Jovanovic, Erich Steflitsch, Egon Reichmann und Weltklassedame Eva Moser zum 3-tägigen Showdown in Fürstenfeld einlief.
Zufrieden mit der gesamten Leistung seines Teams zeigte sich auch Altmeister und Vizeobmann Heimo Töfferl, der sich jedoch auch organisatorisch kämpferisch zeigt. „Wir wollen dass in der 1. Bundesliga nur mit maximal drei Ausländern – so wie in Frankreich – gespielt wird.“ Ob Kärntens Schachpräsident Friedrich Knapp dieses Ansinnen bei der anstehenden Bundesligasitzung zusammen mit Herbert Halavx & Helmut Löscher durchboxen kann oder will, bleibt freilich abzuwarten. „Mein Beitrag zum historischen Aufstieg waren zwei Verluste“, ergänzt Töfferl noch schalkhaft. Angesprochen auf seinen möglichen Einsatz in der 1. Bundesliga erwähnt er, dass er zuvor noch seine Form zusammen mit seinem Obmann Harald Pressl bei der Senioren-WM überprüfen will. Sollte er dort Rang eins und den damit verbundenden GM-Titel erlangen, „muss er wohl in der 1. Bundesliga durchspielen“. Abschließend natürlich herzliche Gratulation ins Lavantal und im Speziellen Neo-Obmann Harald Pressl.
Apropos zwei verlorene Partien.
Dieses Schicksal teilen Töfferl und im groben Überblick auch die gescheiterten SC Die Klagenfurter. Selbst der grandiose 3,5:2,5-Sieg über Austria Graz konnte das Traditionsteam aus der Lindwurmstadt vorm bitteren Abgang nicht mehr retten. Nach mehr als 30 gefühlten Jahren sind die Klagenfurter nicht mehr Bestandteil einer österreichischen Bundesliga. Doch man kann davon ausgehen, dass Helga Stangl und ihr Adlatus Harald Genser genug Funktionärsblut in sich haben, um dorthin umgehend zurückzukehren. Selbst etwaige Engagements der Spieler IM Herwig Pilaj, David Wertjanz oder dem Fels in der Brandung FM Kurt Petschar (2,5 Zähler am Ende geholt) bei anderen Bundesligisten wären da nur kurzfristiger Natur.
Auf eine stolze Saisonleistung darf auch Maria Saal zurückblicken. Die „MPÖ-ler“ bringen geschickt Jung und Alt gleichermaßen zum Einsatz. Ein Jonglierakt, den ihr Obmann Herbert Halvax mit seinem jungen Kader und wenigen, aber starken Legionären geschickt in 1. und 2. Bundesliga meistern konnte. Diesmal ins Auge gestochen sind sein Sohn FM Georg mit starken 2,5 Zählern. Aber auch FM Daniel Hartl, der zwei verankerte sowie GM Marco Tratar waren gut in Schuss. Zudem landete „Oldie“ Arnulf Ramusch einen Einzelsieg. Und als Krönung holte sich FM Mario Schachinger seine fehlende zweite IM-Norm, wie Manfred Mussnig, der Schiedsrichter, zu berichten weiß. Als zweitbester Österreicher im Feld ...
Bundesliga Mitte, Tabelle: 1. Wolfsberg 20, 2. Grieskirchen, Gleisdorf, Maria Saal je 14, 5. St. Valentin 11, 6. Straßenbahn Graz 10, 7. Austria Graz, Sauwald je 9, 9. Steyregg 8 (31,5)
Absteiger: Fürstenfeld, SC Klagenfurter (29,5) je 8, 12. Styria Graz